Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der Kunst,
es ist mir eine große Ehre, heute die Laudatio auf Siegfried Genreith halten zu dürfen, einen Menschen, der gleichermaßen Denker, Forscher, Künstler und Erzähler ist – kurz: ein Renaissancegeist unserer Zeit. Wir feiern heute nicht nur die Eröffnung einer Kunstausstellung, sondern auch die faszinierende Verknüpfung von Wissenschaft und Kunst, von Logik und Imagination, von Mathematik und menschlicher Kreativität.
Siegfried Genreiths Reise in die Welt der Kunst begann erst vor wenigen Jahren – ein Umstand, der uns umso mehr beeindruckt, wenn wir auf sein reiches und facettenreiches Leben blicken. Ursprünglich war es nicht die Kunst, die ihn anzog, sondern die Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens, die ihn motivierte. Ganz wie im „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ genügte ihm die berüchtigte Antwort „42“ nicht. Stattdessen widmete er sich seit den späten 1980er-Jahren den naturwissenschaftlichen Ursachen für intelligentes Handeln und Bewusstsein.
Ein erster wissenschaftlicher Aufsatz erschien 1991, und über die Jahre erarbeitete er sich einen bemerkenswerten Ruf als Pionier in der Entwicklung wissensbasierter Systeme und mathematischer Modelle. Doch während die Welt der Wissenschaft oft auf Klarheit und Präzision abzielt, fand Genreith in der Mathematik etwas Unerwartetes: Schönheit. Bei seinen Arbeiten an komplexen Wellengleichungen der theoretischen Physik stieß er auf ein gestalterisches Potenzial, das über die reine Wissenschaft hinausgeht.
Hier zeigt sich der wahre Visionär: Die Entdeckung des künstlerischen Wertes in der Mathematik war nicht geplant, sondern ein glücklicher Zufall – ein Nebenprodukt seiner Suche nach universellen Wahrheiten. Doch Genreith erkannte diese Gelegenheit und verwandelte sie in etwas Neues. Mit Algorithmen und mathematischen Gleichungen als Werkzeugen erschafft er Werke, die die Betrachter in Staunen versetzen und sie in eine Welt entführen, in der Chaos und Ordnung miteinander verschmelzen.
Seine Bilder, die er seit Mai 2024 öffentlich präsentiert, tragen Titel und Geschichten, die oft von der Fantasie seiner Enkel und Enkelinnen inspiriert sind. Dies verleiht seinen Arbeiten nicht nur eine persönliche, sondern auch eine spielerische Dimension – ein Dialog zwischen Generationen, der Wissenschaft, Kunst und Menschlichkeit miteinander verbindet.
Doch das ist nicht alles: Neben seiner künstlerischen Tätigkeit hat Siegfried Genreith auch literarisch Großes geleistet. Sein populärwissenschaftliches Buch „Bewusstsein, Zeit und Symmetrien“ sowie die mathematische Abhandlung „The Source of the Universe“ sprechen für seinen wissenschaftlichen Scharfsinn. Sein Science-Fiction-Roman „Einsichten eines Schwarms“, geschrieben unter dem Pseudonym Friedegis Heintger, zeugt von seiner Fähigkeit, komplexe Themen in erzählerische Formen zu gießen. Und mit „Alles dicht in NRW“ bewies er, dass er auch politisch zu bewegen weiß – Karl Laumann nannte die Initiative treffend „die politischste, die er je gesehen habe“.
Heute stehen wir hier, um die Kunst zu feiern. Doch es wäre falsch, die Werke von Siegfried Genreith nur als Kunst zu betrachten. Sie sind Ausdruck eines Lebens, das Grenzen überschreitet – zwischen Disziplinen, zwischen Generationen und zwischen Tradition und Innovation.
Lieber Herr Genreith, Ihre Werke laden uns ein, die Welt aus neuen Perspektiven zu betrachten. Sie zeigen uns, dass Mathematik nicht nur eine Wissenschaft, sondern auch eine Kunst ist, dass Logik nicht nur präzise, sondern auch poetisch sein kann.
Wir danken Ihnen für diese Inspiration und wünschen Ihnen und Ihrer Kunst weiterhin das, was Sie selbst so treffend in Ihren Arbeiten vereinen: Ordnung und Chaos, Struktur und Fantasie – und vor allem viele Menschen, die sich davon berühren lassen.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Ausstellung!